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Stadt Land Vollpfosten

Junior und Classic Edition
Art des SpielsKartenspiel
Altersangabe8+ Junior- Edition / 12+ Classic-Edition
Zeitangabe30min bei regulärem Spielverlauf
Kostenca. 20€
Logopädische Abwandlungen möglichJa
Einsatz bei folgenden logopädischen StörungsbildernWortabruf (phonologisch und semantisch) für Kinder und Erwachsene z.B. bei Aphasie oder Demenz
Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten
Erzählfähigkeit
Lautfestigung/ Lautüberprüfung in der Spontansprache
(Wortschatz)
Einzel- und Gruppentherapie
Eingangs-/ bzw. Abschlussspiel
Zusammenfassung

Das  Spiel Stadt Land Vollpfosten beinhaltet, sowohl in der Junior als auch in der Classic Edition, Buchstaben- und Aktionskarten. Praktisch bei den Buchstabenkarten finde ich, dass neben dem Buchstaben in der Mitte, der Buchstabe auch oben klein und gespiegelt abgebildet ist. So kann der Buchstabe auch von gegenübersitzenden Patienten erkannt/ gelesen werden. Leicht irritiert haben mich die kleinen Bildchen im Hintergrund. Hier sind z.B. ein Auto, ein Ball, ein Fahrrad, Bananen und vieles mehr abgebildet. Diese kleinen Bilder im Hintergrund sind auf allen Buchstabenkarten gleich. Je nach Störungsbild kann dies zu Verwirrungen führen, da ein Patient sich wundern könnte, warum das Wort „Baum“ mit „H“ oder „F“ anfängt. Zusätzlich verwirrend könnten die Buchstabenkarten mit zwei Buchstaben sein, wie z.B: o/u oder das untereinander geschriebene „sch“. Bei einigen Patienten sollte daher auf diese Karten verzichtet werden.

Buchstabenkarte in der Junior Edition
Buchstabenkarte in der Classic Edition

Auf den Aktionskarten sind jeweils vier verschiedene Themen/ Kategorien aufgeschrieben. Beispielsweise „etwas Gelbes“, „im Kindergarten“, „Stadt“, „auf dem Jahrmarkt“ oder „An Weihnachten“, „in der Turnhalle“, „Land“, „Beruf“. Für Patienten mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten kann alleine das Lesen der einzelnen Kategorien eine Herausforderung sein. Trotzdem gefällt mir, dass hier nicht nur einzelne Wortfelder auf den Karten stehen, sondern ganze Satzteile gelesen und verstanden werden müssen. Wie bei allen Spielen empfiehlt es sich, zuvor geeignete Karten auszuwählen, da einige Aktionskarten, z.B. die Karte „Internetseite“, „Kostet unter 1€“, „Spitzname“, „exotische Frucht“, verhältnismäßig schwierig sind.

Aktionskarte
in der Junior Edition
(vorne)
Aktionskarte
in der Classic Edition
(vorne)
Aktionskarten
in der Junior Edition
(hinten)
Aktionskarten
in der Classic Edition
(hinten)

Sowohl die Aktions- als auch die Bildkarten sind in der Junior und der Classic Edition ansprechend gestaltet.  Beide Spiele können meines Erachtens sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, je nach Schwierigkeitsgrad und Störung, eingesetzt werden.

Regulärer Spielverlauf

Wird das Spiel nach Anleitung gespielt, erhält jeder Spieler eine Anzahl an Buchstabenkarten, die er in der Hand hält. Ein Spieler beginnt, deckt eine Aktionskarte auf und nennt eine Kategorie. Nacheinander können nun die Spieler einen Buchstaben ablegen, wenn ihnen ein passender Begriff einfällt. Wurde die Kategorie „an Weihnachten“ gewählt, könnten Spieler z.B. das „T“ für Tannenbaum, „W“ für Weihnachtsmann oder „G“ für Geschenk ablegen. Wer zuerst all seine Karten abgelegt hat gewinnt das Spiel.

Abwandlung 1 – Erzählfähigkeit / Fragen stellen

Es werden nur die Aktionskarten benötigt. Der Patient zieht eine Karte und sucht sich eine Kategorie  und einen entsprechenden Begriff aus (z.B. Kategorie: „etwas Gelbes“, gesuchtes Wort: Banane). Je nach Schwierigkeit wird die Kategorie genannt. Dann beschreibt der Patient das gesuchte Wort ohne es zu nennen. Wort erraten? Dann wird gewechselt. Alternativ kann auch das Fragenstellen geübt werden (Ist das gesuchte Wort ein Tier? Kann man das Gesuchte essen?…).

Abwandlung 2 – Lese-Rechtschreibung schulen (LRS)

Die Aktionskarten liegen auf einem Stapel in der Mitte des Tisches. Offen sichtbar werden einige Buchstabenkarten neben dem Stapel verteilt. Spieler 1 deckt eine Aktionskarte auf. Zunächst müssen alle Kategorien dieser Karte laut vorgelesen werden. Im Anschluss entscheidet sich Spieler 1 für eine Kategorie und nennt ein Wort, welches zur gesuchten Kategorie passt. Spieler 2 (und 3) suchen die entsprechende Buchstabenkarte mit dem Anfangsbuchstaben. Wer zuerst den Buchstaben abklatscht, bekommt einen Punkt. Liegt die Buchstabenkarte nicht auf dem Tisch? Gut erkannt, der entsprechende Spieler bekommt einen Punkt und darf seinerseits ein passendes Wort zur Kategorie nennen. Die anderen Spieler überlegen wieder, welches der Anfangsbuchstabe ist.
Etwas schwieriger wird es, wenn die Buchstaben nicht abgeklatscht werden müssen, sondern vor sich auf ein Blatt Papier geschrieben werden. Jeder, der den richtigen Buchstaben notiert, bekommt einen Punkt.
Am schwierigsten wird es, wenn das komplette Wort notiert werden soll. Bei einer Gruppentherapie kann hier die Gruppe gegen den Logopäden spielen. Abwechselnd muss immer ein anderer Spieler das entsprechende Wort notieren. Der Zettel wird im Uhrzeigersinn weitergereicht. Der nächste Spieler prüft, ob er das Wort genauso schreiben würde. Dann wird mit allen Gruppenmitgliedern entschieden, welche Version des Wortes „abgegeben“ wird. Korrekt? Es gibt einen Punkt für die Gruppe, sonst bekommt der Logopäde einen Punkt. Das richtig geschriebene Wort sollte präsent auf einer Tafel/ Whiteboard aufgeschrieben werden. Gibt es vielleicht Ideen, wie man sich die Schreibweise merken kann? Auf diese Weise können auch Diskussion entstehen, die die Erzählfähigkeit fördern… 😉

Abwandlung 3 – Wortabruf: semantisch oder zusätzlich phonologisch

Zusätzlich zu den Aktionskarten und den Buchstabenkarten wird ein Timer/ Wecker oder ähnliches zum Zeitstoppen benötigt.
Eine Aktionskarte wird umgedreht, eine Kategorie gewählt und der Timer gestartet: Abwechselnd können jetzt Wörter zur entsprechenden Kategorie gefunden werden. Der Spieler, der an der Reihe ist wenn der Wecker klingelt, bekommt einen Minuspunkt.
Schwieriger wird es, wenn zusätzlich der Anfangsbuchstabe vorgegeben wird. Beispielsweise bekommt jeder Spieler fünf Buchstabenkarten und abwechselnd müssen diese jetzt abgelegt und entsprechende Wörter gefunden werden. Andererseits können die Buchstabenkarten auch offen hingelegt werden. Abwechselnd müssen jetzt mit den offen liegenden Buchstabenkarten Wörter überlegt werden. Hat ein Spieler ein passendes Wort gefunden, dreht er die Buchstabenkarte um. So wird das Spiel zum Schluss ganz schön kniffelig…

Gruppentherapie

Auch in der Gruppentherapie findet dieses Spiel mit Sicherheit Anklang. Durch die entsprechenden Abwandlungen können hier unterschiedlich stark betroffene Aphasiegruppen z.B. in der Wortfindung trainiert werden.
Auch bei LRS-Gruppen bei Kindern kann dieses Spiel gut eingesetzt werden. Mit lustigen Kategorien wie „schwerer als eine Wassermelone“ oder „lustiges Quatschwort“ sind die Kinder gut zu motivieren. Vielleicht haben die Kinder ja auch selbst Ideen für spannende, witzige oder traurige Kategorien?